Die Stollmühle

Der Fürst Anton Ulrich reiste einmal von Arolsen nach Fritzlar. Bei seiner Zurückkehr war die Eder so groß geworden, dass er sich fürchtete, hindurch zu reiten. Da erbot sich ein junger Müllerbursch aus Fritzlar, vor ihm her zu reiten. Dadurch bewogen, sagte der Fürst zu ihm: "Mein Sohn, hast du Lust später einmal in meinem Lande eine Mühle zu pachten, so wende dich an mich". Der junge Mensch kam nun und pachtete die Mühle zu Gellershausen. Als aber später diese Mühle ohne sein Wissen an einen Anderen verpachtet worden war, so machte er sich gleich auf nach Arolsen. Auf seinem Wege dorthin kam er an einem Platz, wo zwei Arrestanten, welche auf dem Schlosse Waldeck gesessen hatten, wegen eines Hammerwerkes einen ungefähr 100 Fuß langen und 10 Fuß hohen Stollen durch den Berg gehauen hatten, wofür ihnen ihre Freiheit geschenkt war. Dieser Platz gefiel ihm so gut, dass er in Arolsen nun den Fürsten bat, ihm diesen Platz schenken zu wollen. Der Fürst schenkte ihm denselben und nun erbaute er hier die Mühle, welche jetzt noch daselbst steht und den Namen "Stollmühle" trägt.

Heute gibt es diese Mühle schon lange nicht mehr. Die Mühle wurde beim Bau der Edertalsperre zur Stromerzeugung genutzt und 1913, vor Beginn der Stauung, abgebrannt. Selbst bei Niedrigwasserstand des Edersees kommen die Grundmauern nicht zum Vorschein.

Abgedruckt in "Volksüberlieferungen aus dem Fürstenthum Waldeck", Autor: Ludwig Curtze, Verlag A. Speyer, Arolsen 1860)